Rund 80 Jahre nach dem Ende der Prohibition sind die USA eines der großen Weinbauländer der Erde und stehen weltweit an vierter Stelle – nach Frankreich, Italien und Spanien. Auch bei der Erzeugung von Tafeltrauben und Rosinen stehen die USA weit oben. Die Rebfläche beläuft sich auf rund 410.000 Hektar – 1990 waren es erst 300.000 Hektar –, auf denen jährlich etwa 2,3 Milliarden Liter Wein erzeugt werden. Fast 90 Prozent der in den USA erzeugten Weine stammen aus Kalifornien mit rund 350.000 Hektar Rebfläche, während sich der Rest auf andere Bundes-staaten verteit:
- New York: rund 12.500 Hektar Rebfläche, etwa 140 Erzeuger,
- Washington: rund 20.000 Hektar, 125 Erzeuger,
- Oregon: 3.600 Hektar, 120 Erzeuger,
- Virginia: 580 Hektar, rund 60 Erzeuger,
- Texas: rund 1.300 Hektar, etwa 40 Erzeuger,
- Ohio: 700 Hektar, rund 60 Erzeuger,
- Michigan: rund 5.000, 30 Erzeuger,
sowie etwas Weinbau in Illinois, North Carolina, Indiana, Missouri, Georgia, Florida, New Mexico, Arizona und Colorado.
Die ungleiche Verteilung der Weinbauflächen in den USA ist Ausdruck der amerikanischen Geschichte – und der in Amerika beheimateten Rebkrankheiten. An der Ostküste haben die Siedler schon bald festgestellt, dass die dort auftretenden Rebkrankheiten wie Pierce'sche Krankheit, Mehltau und Reblaus den importierten Europäerreben so zusetzten, dass diese schließlich abstarben; die aus Amerika stammenden Wildreben waren dagegen immun. Diese wurden mit Europäerreben gekreuzt, und als US-amerikanische Hybridreben waren sie schließlich resistent, auch wenn sie einen sogenannten Fuchston aufwiesen. Fuchston ist die Bezeichnung eines typischen – an Seife erinnernden – Geschmacks US-amerikanischer Weine bei bestimmten Kreuzungen (Hybriden). In Kalifornien hingegen wurden von Anfang an Europäerreben gepflanzt, die dort gut wachsen konnten, da es dort keine amerikanischen Wildreben gab, die ihre Krankheiten hätten übertragen können. Aufgrund der besseren Wachstumsbedingungen und geschmacklichen Eigenschaften wurde Kalifornien schließlich zum weinbaulichen Zentrum der USA.
Die Folgen der Prohibition – in den Jahren von 1919 bis 1933 war der Alkoholkonsum in den USA verboten – waren eine Katastrophe für die gerade erblühte Weinwirtschaft Kaliforniens. Der Weinbau brach völlig zusammen, die Tafeltraubenproduktion erblühte. Auch nach 1933 konnte sich der Weinbau nicht mehr recht erholen – Bier, Brandy und Gin standen höher in der Gunst der langjährig mehr oder weniger abstinenten Bevölkerung. Im Grunde tar sich bis in die 1960er Jahre nicht viel im Qualitätsweinbau der USA. Erst zu Beginn der 1970er Jahre zeichnete sich der Beginn einer bevorstehenden Weinrevolution ab, die noch hute andauert und dafür sorgt, dass der riesige US-amerikanische Inlandsmarkt den Wein erst jetzt richtig entdeckt: Jährlich trinken die US-Amerikaner zwar nur rund acht Liter pro Kopf, aber bei einer Bevölkerung von etwa 280 Millionen sind dies rund 2,3 Milliarden Liter Wein – praktisch die gesamte gegenwärtige US-amerikanische Weinproduktion.
Amerikanischer Wein - Das US-amerikanische Weingesetz
In den einzelnen Staaten sind durch das Federal Bureau of Alcohol, Tabacco,Firearms and Explosives (ATF – deutsch: Bundesbüro für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe) Weinbaubereiche eingerichtet, die so genannten American Viticultural Areas (AVA). Mehr als 25 Bundesstaaten verfügen inzwischen über eine oder mehrere AVAs. Der mit dem Namen AVA vermarktete Wein muss zmindest zu 75 Prozent aus dem angegebenen Bereich stammen. Doch anders als bei den europäischen Ursprungsregelungen (z.B. AOC, DOC) schreiben die US-amerikanischen AVA-Regelungen weder Rebsorten noch Weinausbaumethoden und Weincharaktere vor.
Außerdem sind bestimmte in der Alten Welt zum Teil verbotene Weinbereitungsmethoden zugelassen, zum Beispiel die Zugabe von Wasser, die nachträgliche Säuerung des Weins mit beispielsweise Zitronensäure, die Verwendung von Eichenchips, den sogenannten Oak-Chips, zur Imitierung des Barrique-Aromas sowie teilweise die Entalkoholisierung. Gerade bei der Erzeugung von Massenweinen wird von diesen Methoden regelmäßig Gebrauch gemacht.
Wein aus den USA - Kalifornien
Kalifornien ist der mit Abstand bedeutenste Weinbaustaat der USA. Der Weinbau wurde in Kalifornien zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Franziskanermönche eingeführt, doch begann seine Blüte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – nach ihrem Höhepunkt zu Beginn des 20. Jahrhunderts welkte sie rasch dahin: Die Prohibition bedeutete das Ende dieses prosperierenden Wirtschaftszweigs. Erst Ende der 1970er Jahre begann mit Opus One der kolossale Aufschwung des kalifornischen Weinbaus. Heute ist die Weinproduktion ein wichtiger landwirtschaftlicher Produktionszweig dieses US-Staates geworden: 1978 gab es um die 300 Weingüter in Kalifornien, heute sind es über 1.000 – mit steigender Tendenz. Der amerikanische Binnenmarkt ist groß und durstig genug, um den Großteil der kalifornischen Weinproduktion zu trinken. Nur rund 4 Prozent des Weins geht in den Export.
Aufgrund des südlichen Breitengrades kommt der Sunshine-State Kalifornien in den Genuss von reichlich Sonne. Das aride Klima im Landesinnern setzt dem Qualitätsweinbau allerdings enge Grenzen: Meist ist es zu heiß, fast immer zu trocken. Wäre da nicht der mildernde Einfluss des Pazifiks, gäbe es das kalifornische Weinwunder nicht, denn seine kühlen Winde und Nebel sorgen für ein ideales Mikroklima, indem die Reifeperiode verlängert und aromareiche Trauben entstehen können. Doch sind diese vorteilhaften Wachstumsbedingungen auf meist kleine Bereiche beschränkt – auf dem weitaus größten Teil der Weinbauflächen ist es entschieden zu heiß, um hohe Qualitäten zu erzeugen.