Das württembergische Weinbaugebiet erstreckt sich links und rechts am Lauf des Neckars. Es ist das sortenreichste Weinbaugebiet und das größte Rotweinland der Bundesrepublik. Jede vierte von fünf Flaschen Wein wird von den Schwaben selbst getrunken. Die Weine stammen zum großen Teil aus der Trollinger-Traube und haben einen samtigen Charakter. Diese Rotweine – neben der Hauptrebsorte Trollinger, aber auch Schwarzriesling und Lemberger – wurden bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich im Gebiet vermarktet. Die württembergischen Weißweine sind herzhaft und würzig. Die Mehrzahl der Weine wird von kleinen Betrieben erzeugt, deshalb spielen die Genossenschaften eine große Rolle: Sie vermarkten rund 80 Prozent der württembergischen Weine.
Geographisch liegt das Gebiet zwischen Reutlingen – das heißt der Schwäbischen Alb im Süden – und dem Taubertal bei Bad Mergentheim im Norden. Große Zentren sind Stuttgart und Heilbronn als Großstädte inmitten der Region. Mit rund 11.500 Hektar Rebfläche ist es das viertgrößte Anbaugebiet Deutschlands. Ganz im Süden gesellen sich weitere kleine Anbaugebiete bei Kressbronn und Lindau dazu. Das Klima ist geprägt durch milde Jahrestemperaturen und die durch den Schwarzwald und die Schwäbische Alb geschützten Tallagen des Neckars.
Neben den bereits genannten roten Rebsorten – Trollinger, Schwarzriesling und Lemberger – wird in Württemberg noch Spätburgunder, Samtrot, Portugieser und Frühburgunder – der sogenannte Clevner angebaut. Dazu kommen noch einige Neuzüchtungen. Das Sortiment wird ergänzt durch die weißen Rebsorten Riesling, Kerner, Müller-Thurgau und Silvaner.
Nationalgetränk Trollinger & Co
Württemberg ist Rotwein-Land. Die roten Sorten bedecken fast 6.000 Hektar, die doppelte Fläche des Rheingaus. Liebling der „Wengerter“ (schwäbisch für Winzer) wie der „Viertelschlotzer“ (schwäbisch für Zecher) ist der Trollinger, „der Schaffer, der Ackergaul, der seinen Mann ernährt“, wie es am Neckar heißt. Das ist nun nichts anderes als der Südtiroler Vernatsch, eine reichlich tragende Rebe, die einen hellroten Schoppen liefert, leicht und süffig zu trinken. Am liebsten mag der Schwabe seinen Trollinger „rezent“, mit zehn bis zwölf Gramm Zucker pro Liter, also im Geschmack zwischen trocken und halbtrocken. In der jüngsten Zeit haben sich Weinpioniere daran gemacht, durch Ertragsreduzierung und trockenen Ausbau des Weines zu zeigen, was noch an Potential in dieser Traditionsrebsorte steckt. Wesentlich anspruchsvoller ist der Lemberger – der österreichische Blaufränkisch – dessen Wein bei geringem Ertrag und und guter Pflege tiefdunkel, glutvoll und samtig gerät. Am besten schmeckt er in der Gegend um Brackenheim im nördlichen Teil von Württemberg. Ohne Zweifel, die letzten Jahrgänge haben eine stattliche Anzahl wirklich großer Rotweine in Württemberg hervorgebracht.
Württembergs weiße Hauptsorte ist der Riesling. Der „König der Reben“ bedeckt nahezu ein Fünftel der gesamten Anbaufläche. Seine Hochform erreicht er auf dem Muschelkalk im Neckar-Tal bei Stuttgart und in etwas höher gelegenen Remstal. Beste Riesling-Lagen sind Brotwasser und Pulvermächer in Stetten. Dort erreicht der Wein durchaus die Eleganz, die Kraft Rheingauer Gewächse, ist allerdings nicht so betont fruchtig, vielmehr verhalten, erst beim dritten Schluck seinen ganzen Reichtum verströmend. Guter schwäbischer Riesling muss ein „Bodeng'fährtle“ haben, einen angenehm erdigen Geschmack. Die Konzentration auf Riesling und Trollinger, daneben angenehme Besonderheiten wie Lemberger, Samtrot und Gewürztraminer, der im Heilbronner Land unerreichte Zartheit besitzt, ist der der richtige Weg zum (Rot)-Weinparadies, das Württemberg in seiner Außendarstellung so gerne sein möchte.