Die Geschichte der Barone Ricasoli ist bewegt! Das Castello selbst ist seit 1141 im Besitz der Familie, markierte einst die Grenze zum „Erbfeind“ in Siena, es wurde vielen Belagerungen und Kämpfen ausgesetzt bis hin zu Bombardierungen im zweiten Weltkrieg.
2005er Casalferro – Castello di Brolio
Der „eiserne“ Baron Bettino Ricasoli (zweiter und siebter Premierminister Italiens) war 1872 massgeblich an dem Regelwerk für den Chianti beteiligt und über Generationen war der Begriff Chianti unweigerlich mit dem Namen Ricasoli verbunden. In der bewegten Geschichte des Weinguts lief es aber nicht immer rund und in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts gelangte das Weingut in die Hände des kanadischen Getränke-Multi Seagram.
Dadurch wurde es aber auch nicht besser – die alten Gebäude verfielen, man investierte lieber in hochmoderne Abfüllanlagen und Kellertechnik um den riesigen Mengen zugekaufter Trauben Herr zu werden und um den Weltmarkt mit „Chianti“ zu fluten . In den 90er Jahren strudelte dann auch Seagram und es war die Gunst der Stunde von Francesco Ricasoli, der das Weingut zurückkaufte.
Seitdem knüpft Ricasoli wieder an alte Zeiten an und ist neben dem Sangiovese auch durchaus den internationalen Rebsorten aufgeschlossen. Trotz der grossen Historie weht in den Fluren des Castello der Wind eines Jungunternehmens. Kein Weinberg ist älter als 15 Jahre – nach der Übernahme durch Francesco Ricasoli wurde das komplette Weingut auf den Kopf gestellt, umfangreiche Arbeiten im Weinberg mit längst überfälligen Neupflanzungen wurden durchgeführt und neben den Klassikern Chianti Classico und Chianti Classico Riserva experimentierte auch mit einem „Supertuscan“. Die Zeiten, in denen fast jedes Weingut auch einen „Tignanello“ abfüllte, sind zwar längst vorbei, trotzdem keltert Ricasoli den Sangiovese im Cuvee mit dem Merlot. Die jüngeren Jahrgänge Casalferro kommen sogar als reinsortiger Merlot auf die Flasche.
2005 Casalferro – Castello di Brolio
Die Weinberge für den Casalferro stammen alle aus der Umgebung von Gaiole auf 350-400m über NN mit südwestlicher Ausrichtung. Der 2005er Jahrgang war von einem warmen Frühjahr und „kühlen“ Sommer geprägt – was den Sommer angeht und den Menschen nicht so sehr freut, ist aber gut für den Rebstock. Eine gleichmässige Vegetationsphase ohne Hitzestress sorgt für eine sehr gute Reife bei der Lese. Eine behutsame Maischegärung (16 Tage) und der Ausbau in französischen Barriques für 18 (!) Monate untermauern den Anspruch den Ricasoli an den Casalferro stellt.
Im Glas tiefdunkel mit leicht ziegelrotem Rand von der beginnenden Reife. In der Nase eine mustergültige Typizität des gereiften Sangiovese mit Waldbeeren, Wacholder und einer ordentlichen Portion Gewürzen. Wirkt noch ungemein frisch und ist in der Nase noch deutlich auf der primärfruchtigen Seite. Am Gaumen wiederholt sich der erste Eindruck und der Wein zeigt eine faszinierende Balance zwischen der dominierenden Primärfrucht und den Anklängen der gereiften Noten. Zu den Waldbeeren, gesellen sich noch Noten von Cassis und Schwarzkirsche. Auf den ersten Schluck ungemein füllig hat der Wein noch einige Jahre der Trinkreife vor sich und überzeugt auch uns auf der ganzen Linie!
“Deep garnet-black colour. The nose is a little reduced to begin with notes of warm plums, macerated blackberries, tar, smoked bacon and black olives The palate is full, rich, giving tons of primary fruit with some savoury and mineral nuances. Medium to high level of fine tannins and a high level of acidity. Long finish. Drink now to 2017. Tasted April 2009.“
93/100 Punkte – Trinkreife bis 2017
Michael Liebert:
"Ein intensives, dichtes Bouquet aus dunklen Kirschen, Beeren und Früchten. Dazu feine orientalische Gewürze und etwas Mokka. Am Gaumen ungemein weich und samtig, fasziniert er auch hier mit seiner ungemein dichten, aromatischen Frucht. Ein sehr ausgewogener, balancierter Wein der sich bereits jetzt sehr offen präsentiert. Ein wahrer Gaumenschmeichler."
94/100 Punkte
2005er Casalferro - Castello di Brolio 21,69€/Fl.