Château Le Reysse – ein Traum im Medoc wird wahr!
Château Le Reysse – ein Traum im Medoc wird wahr!
In Bégadan, im nördlichen Medoc, sind die Weingüter La Tour de By und Rollan de By (Haut-Condissas) die Platzhirsche. In direkter Nachbarschaft liegt das Weingut Le Reysse, welches nun von einem Deutschen aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird.
Es liest sich fast wie einer dieser Geschichten aus dem Märchen….
Patrick Chaumont führte in zweiter Generation das Château Le Reysse in Begadan. Nachdem sein Sohn durch Heirat auf das Weingut seiner Frau ins südlichere Pauillac zog, war er schließlich aus Altersgründen gezwungen, für sein Weingut einen Käufer zu finden.
Stefan Paeffgen hatte als studierter Agrarwissenschaftler bereits seit vielen Jahren den Traum Winzer zu werden. Seine Eltern kultivieren seit Generationen im Rheinland Weizen und Zuckerrüben. Insofern war es für Ihn ein Traum und Herausforderung zugleich, mit der Landwirtschaft, eine der anspruchsvollsten Kulturen zu betreiben. Während ein sehr entfernter Zweig der Familie in Köln seit Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine aber sehr feine Hausbrauerei betreibt, zog es Stefan Paeffgen in Richtung Weinbau.
Momentan ist alles im Umbruch, Stefan Paeffgen hat erst im November 2010 den Notarvertrag unterschrieben und ist kurzerhand – zunächst ohne seine Familie – nach Bégadan umgesiedelt. Vom alten Chateau stehen fast nur noch die Außenmauern und momentan läuft die Sanierung auf Hochtouren, damit im Juli die ganze Familie aus Belgien übersiedeln kann. Bei unserem Besuch im April konnten wir eine faszinierende Baustelle besichtigen.
Zu Château Le Reysse gehören zur Zeit 4,5ha Weinberge, die direkt an Rollan de By, La Tour de By und teilweise direkt an die Gironde angrenzen. Das durchschnittliche Alter der Reben beträgt 46 Jahre und die Weinberge sind zu 55% mit Cabernet Sauvignon und zu 45% mit Merlot bestockt. Die älteren Rebstöcke sind 60 Jahre alt und geben nur einen Miniertrag von 20-25hl pro Hektar. Eine Parzelle ist gar mit 97 Jahre alten Cabernets bestockt!
Das Terroir ist einzigartig und beeindruckend. In einem Enclos geschützt liegen die Weinberge umgeben von Waldflächen mit großem alten Eichenbestand, die ebenfalls zum Chateau gehören. Direkt hinter dem alten Chais tut sich ein Biotop auf. Eine ausgedehnte Wiese mit einem kleinen Kanälen durchzogen ist das Zuhause einiger Frösche und Schildkröten. Nicht weniger als acht (!) verschiedene Orchideenarten sind auf Château Le Reysse heimisch, teilweise wachsen sie zwischen den Rebstöcken! Dank der tiefgründigen Kiesböden mit Kalk-Ton-Unterlagen müssen die Rebstöcke tief wurzeln, um an die wasserführenden Schichten zu kommen und sind somit auch gut gewappnet, größeren Hitzeperioden zu strotzen.
Der Ausbau der Weine erfolgt standesgemäß in neuen Barriques aus französischer Eiche und die Weine werden in die schwere Bordeauxflasche abgefüllt.
Anläßlich unseres Besuchs im April konnten wir den 2010er Jahrgang vom Faß und den frisch abgefüllten 2009er Jahrgang probieren. Wir waren von der Qualität von diesem uns unbekannten Château total überrascht!
Der 2010er Le Reysse hat alles was man sich von einem typischen Medocwein wünscht. Wie die prominenten Nachbarn Rollan de By bzw. La Tour de By, besticht der Wein mit einer mustergültigen maskulinen Frucht mit St. Estephe Anklängen. Trotzdem brilliert der Wein mit einer ansprechenden Textur. Sowohl die Rebsortentypizität, wie auch das Terroir ist bestens interpretiert und findet sich im Wein wieder. Es ist uns absolut schleierhaft, wieso noch keiner der bekannten Journalisten auf dieses Kleinod aufmerksam geworden ist.
Nach unserer Rückkehr aus Bordeaux haben wir Rene Gabriel Verkostungsmuster zur Verfügung gestellt und er war begeistert von dem Wein. Eine Bewertung gibt er leider nur ab, wenn er auch das Weingut besucht hat. Er beschriebt den Wein in einer Email an uns„… Aromatisch, konzentriert und doch elegant. Etwas dunkelröstig aber dafür halt sexy. Hat recht viele Parallelen mit dem Pagodes de Cos….“
Chapeau mit dem Vergleich wären wir zwar nicht so weit gegangen, aber es bestärkt uns in unserer Meinung ein echtes Juwel aufgetan zu haben.
Auch Mario Scheuermann hat den Wein verkostet: „Dunkles, sehr dichtes rubinrot. Nase mit einem dunklen Früchtekompott, rauchig, etwas schwarze Schokolade. Dazu diese für diesen Teil des Bas Médoc und St. Estèphe charakteristische schroffe Mineralität. Am Gaumen stark säurebetont, schöne satte, reife Sauerkirschfrucht, dahinter aber auch viel Süsse. Schokoladig, fleischig, cremige Konsistenz. Lang und nachhaltig. Noch etwas bitter im Abgang.“
91-93/100 Punkte (identische Bewertung wie für La Tour de By und La Tour Carnet)
Unser Fazit: Château Le Reysse ist für uns das gewagteste, emotionalste und grösste privat finanzierten Projekt, welches wir zurzeit kennen. Stefan Paeffgen setzt alles auf eine Karte, seine Investitionen sind enorm und von einem scheinbar unbändigen Enthusiasmus begleitet.
Seien Sie, wie bei unserer Entdeckung von Château Masburel aus dem Bergerac, von Anfang an mit dabei und lagern Sie auch den 2010er Le Reysse ein! Ein einzigartiger Wein mit einem sensationellen Preis!
Tiefes Purpur, satt in der Mitte, Granatschimmer am Rand. Intensives Bouquet, noch leicht hölzern (buchig) im Ansatz, pfeffrig mit viel reifer Frucht, schwarze Kirschen und etwas Kaffee, zur Hälfte das Médoc im Nasenbild zeigend, zur anderen Hälfte etwas an die jungen Altare-Weine erinnernd mit seiner roten Kirschenfrucht. Im Gaumen harmonisch lang mit viel warmer Aromatik, auch hier wirkt die Frucht wieder schön süss, aromatisches Finale. Aufgepasst. Hier kommt ein möglicher, neuer Star in die Flasche im Norden des Médocs.
18/20 Punkte - Trinken: 2014-2032
2010er Château Le Reysse - Medoc 0,75l. 18,50 €
2010er Château Le Reysse - Medoc 1,5l. [MAGNUM] 38,95 €
Der 2009er Jahrgang:
2009er Château Le Reysse - Medoc 0,75l. 15,50 €